Ich bin unterwegs nach Süden. Ans Meer, klar. Aber auch an den Flüssen entlang. Und über mehr als sieben Berge. Zwischendurch gibt es immer wieder einen Schnappschuss. Die schönen Augenblicke festhalten. Nicht alle. Nur einige. Zum Mitreisen mit den Augen. Viel Spaß!
Die Elbe am Ufer des Wendlands
Die Elbe am Ufer des Wendlands
Der wilde Rhein bei Schaffhausen
Der wilde Rhein bei Schaffhausen
Der erste französische Café im Jura
Der erste französische Café im Jura
Auf der Fahrt von Grenoble nach Sisteron: vorne schon Frühling, hinten noch Winter
Auf der Fahrt von Grenoble nach Sisteron: vorne schon Frühling, hinten noch Winter
Petit dejeuner auf dem Campingplatz in der Provence
Petit dejeuner auf dem Campingplatz in der Provence
Notre Dame des Oeufs
Notre Dame des Oeufs

Die kleine Bergkapelle oberhalb Greoux-les-Bains ist der Jungfrau Maria gewidmet. Früher war hier eine Kultstätte für Isis, die Göttin der Fruchtbarkeit. Damit die heidnische Bevölkerung für das Christentum gewonnen werden konnte, wurde der Ort einfach umgewidmet. Jetzt kümmert sich Maria um den Kinderwunsch.

Die entsprechenden Jungfrauen müssen am Ostermontag mit einem Ei in jeder Hand auf den steilen Gipfel klettern. Das eine wird vor der Kapelle sorgfältig eingegraben, das andere roh verschlungen. Nach Gebet und Abstieg heißt es warten. Sollte sich bis September nichts getan haben, ist eine zweite Wallfahrt angesagt. Wenn das vergrabene Ei dann noch unversehrt ist, besteht gute Hoffnung. Vielleicht meldet sich ja kein ordinärer Bengel, sondern ein Erzengel ...

Abendstimmung am Verdon
Abendstimmung am Verdon

Deutschland in der Provence? Ist das so ähnlich wie ein Amerikaner in Paris? Oder ein Englishman in New York? Der Ort sieht vollkommen provenzalisch aus. Ich fahre durch, um in Riez auf den Wochenmarkt zu gehen. Dort lässt mich die freundliche Verkäuferin alle Tapenaden, Oliven und Cremes probieren und erzählt ganz viel. Bis sie plötzlich merkt, dass ich anscheinend nicht alles verstehe, was sie sagt. Zum Glück habe ich das letzte verstanden: "Six mois" hält die Creme im Kühlschrank. Sie fragt mich, wo ich herkomme. Ich zeige auf meine Wollsocken in den Sandalen. Es ist noch frisch am Märzmorgen in den Bergen. Sie lacht und sagt: "Allemagne!"

Nach 11-wöchiger Corona-Pause geht es Ende Mai erstmal nach Norden. Dänemark lässt mich noch nicht rein, aber Fehmarn ist wunderschön und die blühenden Rapsfelder, der weite Strand mit dem Blick nach Dänemark, die Uferschwalben und der Schrei der Möwen entschädigen für vieles. Die Franzbrötchen schmecken fast so wie schwedische Zimtweckchen.

Plöner See
Plöner See

Weiter geht's in die Holsteinische Schweiz. Ein bissel hochgegriffen, wenn das die Schweiz ist, dann ist das Bergische Land der Himalaya. Aber wenn man von der Höhe der Hügel absieht, ist es wunderschön und sehr idyllisch. Eine angenehme Landschaft, viel Wald, immer wieder neue Blicke, überall Wasser, verträumte Dörfer und Seen, kleine Rad- und Fußwege. Und heitere, tiefenentspannte Menschen. Das "Moin" klingt hier fast immer freundlich.

10 Minuten mit dem Fahrrad am Uferweg entlang liegt die Fischerei und Räucherei. Die Fischer kommen in ihren kleinen Booten mit ihrem Fang, in ihren blau-weiß-gestreiften Kitteln, wortkarg, aber freundlich. Aale, Saibling, Lachsforellen, Goldforellen und Maränen werden verkauft, frisch oder geräuchert. Und die leckersten Fischbrötchen weit und breit, dazu ein Fläschchen Flens. Plopp!

Im August geht`s dann weiter, Normandie, Bretagne, Berry, Entre-deux-mers, dann die Dordogne hinauf. Der Camping Vieux Moulin ist eine große Wiese mit einem uralten Waschhaus, das aber tatsächlich warmes Wasser und Duschen hat. Ich stehe direkt an den wild rauschenden Stromschnellen der Dordogne. Mittags und Nachmittags sausen hier ab und zu Kanus vorbei, Juchzen und Rufe, wenn die Schwellen überquert werden. Ansonsten hört man nur das Wasser. Gibt es etwas Schöneres, als am Wasser zu sitzen und dem Fluss zuzuhören und nachzuschauen? Bis in meine Träume begleiten mich die nicht endenden Geschichten, die der Fluss erzählt. Wo genau stand die alte Mühle? Ob der Müller abends auch am Fluss saß und schaute?


Kanufahren auf der Dordogne - das kenne ich. Auch die 26 km zwischen Argentat und Beaulieu. Alleine mit einem Kajak, das ist neu für mich. Es ist so ein Boot mit Löchern, wo man wie in der Badewanne die ganze Zeit in der Suppe hängt. Mit dem Doppelpaddel schaufelt man sich dann noch zusätzlich Wasser von links und rechts ins Boot. Zumindest als Kajak-Neuling. Die harte Plastikkante am Rücken nervt, sodass ich erst einmal die Schwimmweste als Polster in den Rücken stopfe. Das hat zur Folge, dass ich jetzt mehr liege als sitze, so wie auf einem Liegefahrrad. Sieht wahrscheinlich toll aus, ist aber für die Kraftübertragung der Arme nicht optimal. Da kommt auch schon die Stelle, vor der wir gewarnt wurden: rechts geht es steil runter zu den Felsen, bitte links halten! Das Wasser ist, wie immer vor Stromschnellen, glatt und ruhig. Trügerisch ruhig. So ruhig und entspannt liegend will ich von der Flussmitte nach links rüberziehen, merke aber, dass ich nach rechts gezogen werde, schneller als ich fluchen und reagieren kann. Jäh setze ich mich hoch und paddele mit aller Kraft gegen den Sog an. Mit dem Erfolg, dass ich rückwärts die Stromschnellen herunter und zu den Felsen hinüberrausche. Zum Glück sehe ich davon nichts, weil ich ja nach hinten schaue und denke: Jetzt einfach nichts mehr machen, einfach hoffen, dass es gut geht! Ein Gefühl wie Achterbahn rückwärts. Als ich die Augen wieder öffne, starrt mich eine Gruppe Paddler mit Helmen und Seil an, die gerade am Felsufer lernen, wie man diese schwierigen Stromschnellen mit der richtigen Technik bewältigt. Da konnte ich ihnen ein leuchtendes Beispiel geben. Der Lehrer schreit mir irgendetwas hinterher, das ich nicht verstehe. Vielleicht: Du Schwachkopf, bist du lebensmüde? Oder: Mehr Glück als Verstand gehabt? Vielleicht will er aber auch darauf hinweisen, dass die Sicherheitsweste nicht als Polster benutzt werden sollte, wenn man rückwärts Wasserfälle runterfahren will.

Danach wird es dann ruhiger. Ich muss zwar noch einmal in anderen Stromschnellen aussteigen, weil mein Liegekajak vor einem Felsen festklemmt. Als ich draußen bin, wird es sofort wieder so beweglich, dass ich mich nur noch daran festklammern kann, während wir auf diese Weise den Rest der Stromschnellen bewältigen. Am Abend bin ich sehr froh, dass ich heil wieder angekommen bin und in Ruhe mein spannendes Buch am Ufer weiterlesen kann. Stromschnellen sind eine wunderbare Sache, besonders vom Ufer aus. Sie rauschen so beruhigend.

In den Tarn-Schluchten bei Ste. Enimie. Die heilige Enimie war die sehr schöne Tochter eines Merowingerkönigs im 6. Jahrhundert, der seine Tochter gerne gut verheiraten wollte. Aber welcher Vater wollte das nicht? Die Bewerber standen schon Schlange. Allein, die hübsche Tochter hatte andere Pläne für ihr Leben und wollte eine Braut Christi werden. So betete sie, Gott möge sie vor der Heirat bewahren - mit Erfolg. Gott schickte ihr die Lepra, damit verschwanden auf einen Schlag alle Bewerber. Als die Lepra dann aber nach Jahren nicht verschwand, betete Enemie um Heilung. Ein Engel wies ihr den Weg zu den blauen Heilquellen im abgelegenen Gebiet der Tarn-Schluchten. Sie lebte dort in einer Einsiedelei, vollbrachte viele Wunder und kämpfte mit Drachen. Sie hatte eine Tochter bei sich, die ihren Namen trug. Wo die herkam, ist ungewiss, in der Kirche von Ste. Enemie ist zu lesen, es sei ein "Kind Gottes" gewesen. Enemie wurde mit Tochter dort in den Cevennen begraben, später wurde sie heiliggesprochen. Der wunderschöne Ort trägt bis heute ihren Namen in Erinnerung an die zweite Frau nach Maria, die unbefleckt ein Kind bekam. In der Kirche sieht man, wie sie - zusammen mit dem Bischof - den Drachen bekämpft.

Die engen Gassen von Ste. Enemie bei Nacht. Gut, dass sie den Drachen besiegt hat!
Die engen Gassen von Ste. Enemie bei Nacht. Gut, dass sie den Drachen besiegt hat!
Konzert in den Drome-Bergen
Konzert in den Drome-Bergen

Als ich an die Drome kam, mit ihrem grünen Wasser, den weißen Flusskieseln und den verrückt-schrägen Felsformen und -spitzen, dachte ich ja nicht im Traum daran, dass ich hier Ende August noch Konzerte erleben würde. Die Saison ist vorbei, wegen Corona fand sowieso kaum etwas statt, das alljährliche Jazz-Festival in Crest war abgesagt worden. Und dann, gleich am ersten Abend, in den Bergen über der Drome, irgendwo im Nirgendwo, ein Dorfbistro. Ich kam, als pünktlicher Deutscher, um sieben Uhr, so wie ich es in der spärlichen Internet-Notiz gelesen hatte. Die Tische waren gedeckt und schön auseinandergerückt. Ob ich denn bestellt hätte? Nee, ich war ja gerade vorher erst angekommen. Aber ich guckte mich um, es war noch ziemlich leer. Die Bar- und Organisationscrew musste sich kurz beraten, dann kriegte ich einen schönen Einzeltisch mit guter Sicht auf die improvisierte Bühne, wo schon ein Kontrabass, ein Akkordeon und zwei Gitarren bereitstanden.

Finanziert wurde das Konzert über das Essen, es gab Gulasch und eine köstliche Maronencreme. Ob ich schon essen wollte? Ich schaute mich um, von den anderen Gästen aß noch keiner, also wollte ich auch noch warten. Und wie ich dann mein leckeres Dunkelbier trank und dem Treiben zuschaute, wurde mir klar, was ich eigentlich auch hätte wissen können. Konzerte fangen in Frankreich niemals um 7 an, auch nicht um acht, sondern erst, wenn es dunkel wird. Also nicht vor halb 9. Als ich um 8 dann doch mein Gulasch aß und peu a peu immer mehr Leute eintrudelten, bestätigte sich meine Vermutung. Das Schöne daran: Man hat viel Zeit, um anzukommen, sich kulinarisch verwöhnen zu lassen, die Vorfreude steigt mit jeder Minute. An einem großen Tisch neben der Bühne saßen offensichtlich die Musiker mit Freunden und Familie. Aber welche von denen würden gleich spielen? Und was für Musik?

Um halb 9 war es rappelvoll, die letzten Eintreffenden wurden schnell noch mit Essen versorgt, und auf der Bühne stimmten 5 Frauen ihre Instrumente. Die größte von ihnen am Kontrabass, sie hatte gerade vorher noch ihr Baby gestillt und es dann dem Papa überlassen. Es fing leise instrumental an, das Publikum war noch nicht gewillt, die Unterhaltungen zu unterbrechen, oder zumindest leise weiterzuführen. Ich konnte es gar nicht glauben, dass man bei dieser schönen, stimmungsvollen Musik, wegen der man doch hier ist, nicht zuhören will. Eine wunderbare Mischung von Perkussion, Gitarre, Akkordeon, Bratsche und Bass. Aber dann fing der mehrstimmige Gesang an, für die Mehrheit der Zuschauer anscheinend das Signal: Oh, es geht los! Und es ging wirklich los! So mitreißende Vokalmusik mit instrumentaler Begleitung habe ich lange nicht gehört. Eine wunderbar bunte Mischung, in der Klezmer, Balkan, Roma, russisch, polnisch, sephardisch und alles mögliche steckte, mit beeindruckendem Können und viel Leidenschaft vorgetragen.

Panienki heißt die Gruppe, die CD nahm ich mit. Das Konzert dauerte bis halb 12, als ich mit meinem Auto zu meinem Campingplatz fuhr, war die Schranke runter. So musste ich die Nacht auf der Straße verbringen, aber das war es allemal wert.

Saillans/Drome
Saillans/Drome
Straßenmusik auf dem Wochenmarkt in Die/Drome
Straßenmusik auf dem Wochenmarkt in Die/Drome
Wie ein urzeitlicher Fisch liegt dieser Felsen im Wasser der Rovina
Wie ein urzeitlicher Fisch liegt dieser Felsen im Wasser der Rovina

Die nächste Station: San Giacomo di Entracque hoch oben in den italienischen Seealpen. Das Gebiet gehört zum italienisch-französischen Mercanturo-Nationalpark und ist richtig wild, auch von Wölfen sehr geschätzt. Einer der ersten Fred Vargas-Krimis spielt hier oben, aber auf der französischen Seite. In diesem Wasser kann man nur mal ganz kurz untertauchen, es ist sehr, sehr frisch. Die Dreitausender haben zum Teil auch im Sommer Schneeflächen und viele kleine Gebirgsseen. In den tieferen, grünen Lagen pfeifen die Murmeltiere und beobachten die Wanderer aus sicherer Entfernung. Die Wanderer pfeifen meistens nicht, freuen sich aber über die kleinen putzigen Gesellen, wie auch über manches schöne Blümlein am Weg...

Wenn man in dieser Gegend unterwegs ist, wird man durch Schilder hervorragend geleitet und auf Tafeln informiert über Flora, Fauna und Geschichte. Dazu gehört auch unsere Geschichte. 1943 flüchteten viele Juden, die auf der französischen Seite in den Gebirgstälern Zuflucht gefunden hatten, über die 2000 Meter hohen Gebirgspässe auf die italienische. Die italienischen Soldaten hatten die Juden bisher in Ruhe gelassen. Wenig später kam allerdings ein deutsches Kommando, mit dem Auftrag, die Juden in diesem Gebirgstal festzunehmen. 350 Flüchtlinge wurden nach Auschwitz transportiert. Ein paar Dutzend wurden von mutigen Dorfbewohnern versteckt.

Der wild-romantische Campingplatz Sotto il faggio ist nicht nur ein toller Ausgangspunkt für Gebirgstouren, sondern ein kleines Stück vom Paradies. Die Betreiber haben viel Herzblut in ihr Projekt gesteckt und sind von einer solch ansteckenden Freundlichkeit, dass man sich schwer entziehen kann. Hier gibt es kein Netz, man hat also auch Ferien vom Handy. Mit der Folge, dass man mehr miteinander spricht und macht. Jeden Abend wird vom Team bestes piemontesisches Essen selbst gekocht, wer möchte, kann sich tagsüber anmelden und dann abends mitessen. An meinem ersten Abend wurde ich vom Team neben eine supernette deutsche Familie mit Kindern platziert. Ich war froh, dass ich die Flasche Arneis (der leckere Weißwein der Gegend) teilen konnte und schon waren wir im Gespräch. Beim Abschiedsessen bekam die 10-jährige Tochter eine Extra-Pizza mit Kerzen und ein Geburtstagsständchen, das Team hatte mitbekommen, dass sie Geburtstag feierte.

In Italien allgegenwärtig: Motorroller. Nicht nur junge Leute sitzen darauf, gern auch zu zweit. Feine Damen, würdevolle ältere Signoras, Männer mit Anzug oder nur in Shorts - alles ist möglich! Aber mit Helm. Motorroller sind überall. Sie überholen dich links in der gefährlichen Kurve, gerne auch zu zweit oder dritt. Oder rechts, wenn du gerade stoppst, um einen armen Fußgänger über den Zebrastreifen zu lassen. Sie grüßen lässig, während sie dir im Kreisverkehr die Vorfahrt nehmen. Anfangs ist man als Autofahrer im Schockzustand, dann geht der Puls langsam wieder nach unten und man denkt: Na, die werden schon auf sich aufpassen! Hoffentlich. Zuweilen hat man das Gefühl, es würde in Italien mehr Zwei- als Vierräder geben.

Plötzlich bin ich in Pisa. Schön am Fluss gelegen. Bekannt durch die Studie, als Studentenstädtchen und ... Ja, wo isser denn, dieser Turm? Von weitem habe ich ihn noch klar und deutlich gesehen, ein kleines schiefes Türmchen neben einer großen Kirche. Auf meinem Weg durch die Altstadt entdecke ich eindrucksvolle Plätze, kleine Gassen und Türme, die vielleicht viel schöner sind als jener am Rande der Stadt, auf der anderen Fluss-Seite, vor dem die Touristen sich stapeln?

Apropos Türme: Vergiss den Architektenunfall in Pisa. Hier, mitten in der Toskana, kann man Türme sehen, die völlig verrückt sind. San Gimignano, ein kleines, mittelalterliches Örtchen auf dem Berg, umgeben von lieblichen Weinbergen, Olivenhainen und Zypressen. Die Adelsgeschlechter lieferten sich hier ein besonders eindrucksvolles Duell: Je höher der Turm, desto bedeutender die Familie. Der Turm musste nicht schön sein, nur hoch. Und wenn der Nachbar noch ein Stück draufsetzte, zog man nach. Oder baute noch einen zweiten daneben. Von den ursprünglich 72 (!!) Türmen sind noch 14 erhalten. Das Örtchen ist wunderschön, besonders früh oder spät, wenn die Touristenschwärme noch nicht da oder wieder weitergezogen sind. Seit dem Mittelalter ist hier nicht mehr viel passiert, die Pest dezimierte die Bevölkerung erheblich, und die Handelswege änderten ihre Route. Nur - was in aller Welt wurde in den Türmen aufbewahrt? Ehefrauen? Die Töchter der Patrizier? Oder Bewohner, die sagten: Hört auf mit dem schwachsinnigen Wettrüsten? Man weiß es nicht genau ...

Genug Platz und Zuhörer für Straßenmusik
Genug Platz und Zuhörer für Straßenmusik
Der Meister an den singenden Gläsern spielt Strauss-Walzer und Mozart-Sinfonien
Der Meister an den singenden Gläsern spielt Strauss-Walzer und Mozart-Sinfonien
Campen in Sasso Corbo
Campen in Sasso Corbo

In den Bergen der südlichen Toskana liegt, völlig abgelegen und auf den letzten Kilometern nur im Schritt-Tempo auf Schotterpisten erreichbar, der Öko und Naturist-Campeggio Sasso Corbo. Jeder sucht sich den Platz, den er mag: Ganz abgelegen und einsam am Waldrand oder etwas kommunikativer in der Nähe des Kaltwasserpools. Eine neue Herausforderung für mich: Öko ist kein Problem, aber nackt unter lauter Nackten - kann ich das? Ich frage bei den sehr netten holländischen Betreibern nach: Gibt es etwas, das ich wissen oder beachten muss als FKK-Novize? Nein, lachen sie, ich soll es einfach genießen. Und das tue ich inzwischen tatsächlich. Es ist sehr ungewohnt am Anfang, aber der Mensch gewöhnt sich schnell um. Die Kontakte sind nicht schwieriger als mit Klamotten, wenn man erstmal registriert hat, dass sich Sympathie, Interesse und Offenheit auch in unbekleidetem Zustand hauptsächlich im Gesicht des Gegenübers spiegelt. Dazu kommt, dass die Altersmischung hier gut ist und weder sektiererischer Ernst noch Kleingartenverein-Mentalität anzutreffen ist. Das liegt sicher auch an dem locker-entspannten Management. Nur ein Problem bleibt: Wohin mit dem Handy, wenn man nackt ist?

Eine halbe Stunde entfernt befinden sich die Thermen von Saturnia. Hier kann man nach Lust und Laune in milchig-blaugrauem Schwefelwasser planschen, das mit viel Energie aus einem erloschenen Vulkan sprudelt, bevor es sich kaskadenartig in die Tiefe stürzt. Die Steine sind seifig-glitschig und es kostet etwas Überwindung, sich in die nach faulen Eiern riechende Unterwelt zu begeben, aber es lohnt sich. Man muss sich bloß gut festhalten, dass man nicht mitgerissen wird vom Strom. Nach 5 Minuten haben die Geruchsnerven aufgegeben und man kann sich wohlig dem Badevergnügen hingeben, ohne jederzeit mit der Ankunft des Teufels in Begleitung seiner Großmutter zu rechnen. Die Italiener tun dies vor allem in den kälteren Jahreszeiten, denn im Sommer sind 38 Grad kein Vergnügen - außer frühmorgens oder abends.

Nicht weit von den Schwefelquellen finden sich die Bergdörfer Pitigliano und Sorano, die sich wie Adlernester auf Felsspitzen festkrallen. Die Felsen sind aus Tuffstein und überall ausgehöhlt. Die Etrusker haben vor 2500 Jahren zahlreiche Verbindungsgänge im Tuffgestein geschaffen. Es ist schön schattig hier, manchmal sehr eng, die Felsen hoch. Ein mulmiges und zugleich erhebendes Gefühl, auf so alten, einsamen Pfaden zu wandern. Jeden Augenblick könnte einem ein Etrusker begegnen ...

Und dann ist es auch wieder schön, im Heute anzukommen, mit weiten Ausblicken. Dem Fischer zugucken, der mit seinen Netzen rausfährt. Schöner Lago di Bolsena.

So viele freundliche und hilfsbereite Einheimische habe ich kennengelernt. Richtig glücklich machen kann man die Leute hier, wenn man am Zebrastreifen tatsächlich stoppt, um sie über die Straße zu lassen. Die Reaktionen reichen von ungläubigem Staunen, herzlicher Dankbarkeit bis zu fröhlichem Lachen. Die Autofahrer hinter mir dagegen sind selten begeistert.

 

Skurrile Erfahrung im Centro Medico: Ich habe einen blöden Hautausschlag, der nicht verschwindet und gehe zur örtlichen Gemeinschaftspraxis im Souterrain hinter der Apotheke. Noch ehe ich radebrechend versuchen kann, der Arzthelferin mein Gebrechen zu erläutern, schickt sie mich streng vor die Tür und bedeutet mir, dort zu warten. Das Warten zieht sich, und die Schlange der Patienten, die draußen in der prallen Mittagssonne schwitzen, wird immer länger. Alle 15 Minuten geht die Empfangschefin draußen eine rauchen, unterhält sich mit diesem und jenem. Die Frau hinter mir rückt mir immer dichter auf die Pelle und versucht, an die erste Position zu gelangen. Da endlich erscheint ein Doktor. Aber er ruft eine Patientin von ganz hinten zu sich: Chiara! Schade, dass ich nicht Chiara heiße. Wahrscheinlich war sie vorbestellt.

 

Auch die Behandlung von Chiara zieht sich. Als der Doktor das nächste Mal erscheint, macht er erst Mal draußen eine Pause und unterhält sich in aller Ruhe mit einem Lieferwagenfahrer. Als er unwillig darauf angesprochen wird, ob es jetzt nicht mal weitergeht, reagiert er erstmal nicht, setzt sich dann aber doch endlich in Richtung Praxis in Bewegung. Meine Chance! Aber, schwupps, wird er von der aufdringlichen Dame hinter mir angesprochen und nimmt sie gleich mit. Na prima! Ich will wissen, was jetzt mit mir passiert und mache meinem Ärger mit entsprechenden Gesten bei der Arzthelferin Luft. Die murmelt was von "tranquillo" und schickt mich zu "Massimo". Der hat die ganze Zeit im Zimmer neben der Tür gesessen, telefoniert, Post weggebracht. Jetzt winkt er mich herein, sieht sich mein Elend an, schreibt auf ein Blatt die Medikamente, die ich nehmen soll, erklärt mir sehr genau, zu welchen Uhrzeiten und wie lange und schickt mich dann mit meinem Rezept zur Farmacia. 

 

Und ich hatte mich schon gefragt, was dieser Mann dort für einen Job macht. Einen guten, aber nicht für jeden anscheinend. Und kostenlos. Ich habe nichts ausfüllen müssen, niemand kennt meinen Namen, meine Krankenkasse. Unvorstellbar, aber es geht. Mal gucken, was meine Krankenkasse zu dem Zettel mit den Medikamenten sagt, auf dem nur der Name Massimo Cicinelli aufgestempelt ist. Oder war er doch bloß der Sekretär?

Die wilden Tiere der Abruzzen
Die wilden Tiere der Abruzzen

Ich wechsel die Seiten und fahre Richtung Adria, um nicht an Rom vorbeizumüssen. In den Abruzzen soll es noch ganz wild sein, hohe, unzugängliche Berge, wilde Tiere. Auf dem wilden Campeggio begegnen mir dann Hühner und Hahn, daneben Gemüsebeete zum Selbstpflücken mit Tomaten, Paprika, Brokkoli. Alles halb so wild. Aber wunderschön. Der Platz und das ganze Land voller Ölbäume. Ein gelobtes Land.

Außen und innen - was ist außen, was ist innen? Eine Frage der Betrachtung
Außen und innen - was ist außen, was ist innen? Eine Frage der Betrachtung

Wunderbare Wanderungen kann man hier unternehmen. Die schönste Landschaft schenkt sich dem, der sich beschenken lässt. Und nur wenig davon kann man knipsen. Man muss es innerlichen abspeichern, in das Kopfalbum der Erinnerungen. Die Konstruktion der Wirklichkeit beginnt im Kopf. Was ich nicht sehe, kann mich nicht berühren. Und: Was mich berührt, kann ich nicht immer teilen. Besonders, wenn ich allein unterwegs bin.

 

Aber auf einem kleinen, kommunikativen Camping wie Kokopelli hat man Begegnungen mit anderen Reisenden. Und es ist schön zu erleben, wie einfach es sein kann, mit offenen und freundlichen Leuten ins Gespräch zu kommen. Zwei nette Holländer, die mich eben mal zum Bier einladen und, schwupps!, ist man vom Small Talk in interessante Gespräche gerutscht. Ein junges bayrisches Pärchen, mit dem ich drei Stunden lang vor ihrem Camper darauf warte, dass im kleinen Städtchen unter uns endlich das Feuerwerk losgeht - man vertreibt sich die Zeit mit Plauderei, und plötzlich steckt man in intensiven Diskussionen.

 

Man begegnet neuen Welten, aber auch die eigene Wahrnehmung der Welt verändert sich mit. Man wird sensibler für Signale von außen und offener für Gesprächsangebote. Natürlich auch dankbarer, wenn man ansonsten schon anfängt, mit sich selbst zu sprechen ...

Das Wasser des Alento ist so klar, dass man es nur an seiner Spiegelung erkennen kann.
Das Wasser des Alento ist so klar, dass man es nur an seiner Spiegelung erkennen kann.
Fischfangkonstruktion auf der Gargano-Halbinsel in Apulien
Fischfangkonstruktion auf der Gargano-Halbinsel in Apulien

Der Schock könnte kaum größer sein: Wenn man aus den wunderschönen Bergen der Abruzzen kommt und an der Küste nach Apulien fährt, wird alles platt, es gibt keine schönen Orte mehr, die Pisten haben keine Markierungen mehr, das Meer ist hinter Autobahn, Schienen und hässlichen Häusern nur zu erahnen und plötzlich tauchen rechts und links der Betonpiste die ersten Müllberge auf. Überall Müll, aufgerissene, blaue Säcke, Matratzen, alte Maschinen, rostige Eisenteile, alles ist einfach an die Straße gekippt worden. Dazu kommt der Geruch von verbranntem Plastik, ab und zu fährt man an schwelenden Feuerresten vorbei, und die schwarzen Dieselfahnen der Laster, die mit 100 an mir vorbeiziehen, geben dem Geruchscocktail noch eine zusätzliche Note.

 

Mein erster Reflex: Ist das der Süden? Will ich da wirklich hin? Aber so schnell gebe ich natürlich nicht auf. Auf der Gargano-Halbinsel gibt es bewaldete Hügel, eine Küste mit Felsen und kleinen Stränden. Und einen Ferienpark nach dem anderen. Das Leitungswasser schmeckt seifig und ist selbst fürs Zähneputzen nicht zu gebrauchen. Wenn man einen Kaffee bestellt, bekommt man hier automatisch Mineralwasser dazu, das ist gut. Den Abfall hat man hier - vielleicht wegen der Touristen - besser im Griff. Und die apulischen Fischer dürfen jetzt endlich den Müll, den sie im mit Plastik verseuchten Mittelmeer fischen, an Land bringen. Das durften sie früher nicht, sie mussten ihn wieder ins Meer kippen.

Matera - Italiens schönste Stadt
Matera - Italiens schönste Stadt

Wenn man von der Gargano-Halbinsel weiter zum "Hacken" des italienischen Stiefels fährt, wird wieder alles platt. Bis Bari ertrage ich  hässliche Siedlungen, Müll und Einöde, gebe Apulien noch eine Chance, mich zu begeistern. Dann drehe ich ab, lasse Brindisi Brindisi sein und fahre in die Basilicata zur wunderschönen Stadt Matera. Sie ist seit der Steinzeit ununterbrochen besiedelt und ein Labyrinth von Felsenhöhlen und Häusern, die sich über einem Canyon in und an den Felsen geschmiegt haben.

Die Felsenhöhlen und -kapellen gegenüber der Stadt
Die Felsenhöhlen und -kapellen gegenüber der Stadt

Bis in die Fünfzigererjahre hinein haben noch Familien mit ihren Tieren in Höhlenwohnungen gelebt, dann wurden sie in hässliche Neubausiedlungen am Stadtrand umgesiedelt. Aber Matera war durchaus nicht rückständig. Unter der Stadt gibt es ein riesiges Regenwasser-Sammelbecken, das für die Wasserversorgung genutzt wurde. Das kann man besichtigen, wie auch die alten Krypten mit Malereien aus dem Mittelalter.

Die Stadt, die 2019 Kulturhauptstadt Europas war, ist quicklebendig und es gibt eine wirklich beeindruckende Anzahl von wunderbaren Balkonen und Plätzen für Straßenmusik aller Art. Später am Abend spielte hier ein Gitarrist Bach.

Der Dali-Elefant mit den langen Stelzenbeinen
Der Dali-Elefant mit den langen Stelzenbeinen
Matera ist über- und untereinander so verschachtelt wie auf einer Zeichnung von Escher
Matera ist über- und untereinander so verschachtelt wie auf einer Zeichnung von Escher
Die Geisterstadt Craco
Die Geisterstadt Craco

Auf dem Weg von Matera an die Fußsohle ein Abstecher zur Geisterstadt Craco in einer Mondlandschaft. Leider kann ich nur von außen gucken, die Saison ist vorbei. Für die Bewohner von Craco schon länger, sie wohnen jetzt fünf Kilometer weiter in einem 0815-Dorf mit einem extrem breiten und irgendwie völlig deplatzierten Bürgersteig. Durch die Ruinen von Craco heult der Wind und die Krähen beherrschen den Ort.

Ockerfarbener Strand am Capo Rizzuto
Ockerfarbener Strand am Capo Rizzuto

An der kalabrischen Küste geht es weiter zur Fußsohle Italiens, mit traumhaften Ausblicken, guten Straßen und relativ wenig Müll (an den großen Straßen) zum Capo Rizzuto. Hier wartet eine wilde Felsenküste mit schönen, kleinen Stränden.

 

Eine kleine Anekdote zum Thema Müll. Ich sitze vor einem kleinen Café. Das Mineralwasser dazu wird in der preiswertenen Halbliter-Plastikflasche serviert, dazu gibt es einen kleinen Plastikbecher. Am Tisch neben mir hat ein älteres Schweizer Ehepaar (wahrscheinlich sind sie nicht älter als ich, aber gefühlt nicht meine Generation) das gleiche auf dem Tischchen. Eine kräftige Windböe pustet den leeren Plastikbecher quer über den Platz. Die Schweizerin springt auf, um ihm hinterherzurennen und wird von der kalabresischen Bedienung beruhigt, sie solle sich doch wieder setzen. Es sei doch kein Problem, sie habe Becher genug. Die hält das aber nicht aus, und 20 Sekunden später steht sie auf und holt den Becher vom anderen Ende des Platzes.

 

Den ganzen Plastikmüll sieht man an den Rändern der kleineren Straßen, vermischt mit Glas, Styropor und den allgegenwärtigen roten Absperrfolien. Am Ortseingang von Capo Rizzuto ein schönes Schild: Willkommen in Capo Rizzuto. Darunter ein Müllberg. Das habe ich jetzt nicht fotografiert, das kann man sich vorstellen, muss man aber nicht. Im Kleinen scheint es den Leuten egal zu sein, oder sie haben sich dran gewöhnt. Im Großen ist es der Zuständigkeitsbereich der Ndrangheta, die den Müll in Kalabrien und die Behörden unter ihrer Kontrolle hat. Sie hat übrigens auch blendende Geschäfte mit Gift- und Atommüll aus Deutschland gemacht, den sie hier im großen Stil einfach verbuddelt oder im Meer versenkt hat.

Ciao Calabria!
Ciao Calabria!

Schon die Fahrt durch die kalabrischen Berge an der Ostküste ist spektakulär. Immer wieder Tunnel und zwischendurch atemberaubende Ausblicke auf türkis schimmerndes Meer und Küste weit unten. Dann plötzlich taucht Sizilien auf. Mit der Fähre geht es über die Straße von Messina und nach Süden nach Taormina. Die Stadt hängt am Berg zwischen Felsenküste und Ausblick aufs Ätna-Massiv. Der König von Sizilien zeigt sich aber noch nicht, sondern umgibt sich stolz mit einer gigantischen Föhnwolke. Er flüstert mir zu: Komm morgen früh, bevor die Touristenbusse da sind!

Brav stehe ich früh auf und fahre bei strahlendem Sonnenschein die endlosen Serpentinen 2000 Meter hoch zu den Silvestri-Kratern. An einem der Krater sitzt schon ein alter Mann mit Akkordeon und spielt, obwohl der Wind dort oben sehr kalt und kräftig bläst. Ich frage ihn, wie er in der Kälte die Finger bewegen könne. Er lacht und sagt, die würden automatisch spielen. Von dort kann man durch schwarze Lavapfade nach oben kraxeln, zum König, der nicht zu viel versprochen hat und sich in seiner ganzen Pracht unverhüllt zeigt.

Überall schwarze und rote Lavasteine, leicht wie Tuff. Und auf dieser Steinwüste siedeln sich Flechten an und leuchten grün auf dem rot-schwarzen Untergrund. Eine Traumlandschaft. Zwischendurch sieht man Tunnel, die die Lava gegraben hat und kann sich vorstellen, wie sie aus Spalten im Berg gekrochen ist und dann erstarrt. 

Der Feuerdrache vom Ätna
Der Feuerdrache vom Ätna

Überall sieht man ihn, den „Ape“. Er ist genauso typisch fürs italienische Straßenbild wie die Vespa. Ein Mofa auf drei Rädern, das erstaunlich viel wegschleppen kann. Ein motorisierter Maulesel. Aber nicht so eigenwillig, sondern brav und flexibel. Flexibilität ist vielleicht überhaupt der hervorstechendste Unterschied im Straßenverkehr. Wo in Deutschland Regeln befolgt und Regelverletzer unnachsichtig belehrt werden, hat man hier den Eindruck, es gäbe eigentlich keine Regeln. Trotzdem läuft der Verkehr nicht schlechter als bei uns?

 

Tempolimit? Vorfahrt im Kreisverkehr? Durchgezogene Linien? Warten an Stoppschildern? Schön und gut, aber nicht wirklich wichtig. Ich entdecke, dass ich mich langsam der italienischen Flexibilität anpasse. Warum soll ich warten, bis ich im Kreisverkehr dran bin? Einfach elegant dazwischensetzen, regt keinen auf, weil alle es so machen. Wenn ich am Stoppschild halten würde, gäbe es wahrscheinlich Auffahrunfälle. An Tempo 50 halte ich mich in Ortschaften, außerhalb würde ich hinter mir ein Hupkonzert provozieren, wenn ich so langsam fahren würde, wie die Schilder zeigen. In Italiens Süden, im Mezzogiorno, hat man auf vielen Strecken auf Markierungen und Schilder verzichtet – sie sind einfach unnötig. Auch rechts vor links spielt nicht wirklich eine Rolle, sondern einfach gucken, wer fährt. Flexibel eben.

Der schwarze Elefant von Catania
Der schwarze Elefant von Catania
Mondnacht am Strand
Mondnacht am Strand

Am südlichsten Punkt meiner Reise werde ich mit offenen Armen empfangen - wie vor mir schon Odysseus und Apostel Paulus. Schade, dass ich die beiden dort nicht treffen kann, sonst wären wir zusammen rüber gegangen zur Isola delle Corenti, so eine Art sizilianisches Alcatraz. So muss ich mich alleine auf den Weg machen, merke auch schon bald, dass mir Tipps von Paulus fehlten, wie man auf dem Wasser geht. Ich sacke recht tief ein, dazu kommen die beachtlichen Wellen des Ionischen Meeres von links und die des Mittelmeeres von rechts, die mich dazu bewogen, mich in die Wogen zu stürzen, wo die Wogen von beiden Seiten zusammenstürzen. Ein bisschen Muffensausen hab ich schon, aber immer die Reste der versunkenen alten Straße zur Insel im Blick. Außerdem denke ich immer an meine alten Kumpel Odysseus und Paulus und will mich auf keinen Fall vor ihnen blamieren.

 

Die Insel ist nett und schnell umrundet, aber die Gebäude in einem Zustand, in dem sie in Deutschland längst vom Bauamt weiträumig abgesperrt worden wären. Den Rückweg gehe ich beherzt an, ich weiß ja jetzt, dass es machbar ist, und so steige ich vor den Augen der staunenden italienischen Touristen aus den Wassern zweier Meere wie Odysseus und grüße lässig mit: "Salve!" Ein Italiener, der in seiner knallroten, engen Badehose Bella Figura vor seiner Freundin machen will, fragt mich, ob es schwer sei, da rüber zu gelangen. Ich sage: "No, not really difficult!" und als er Anstalten macht, ins Wasser zu gehen, rufe ich ihm noch hinterher, er solle auf die muschelbewachsenen Steine achtgeben und zeige ihm die kleine blutende Wunde an der Wade, die ich gerade entdeckt habe. Daraufhin sagt er: "Oh!" und kehrt schnell wieder um.

Isola delle Correnti
Isola delle Correnti

Es geht an der Südküste entlang Richtung Westen nach Sciacca, "Schacka" gesprochen und die Karnevalshochburg Siziliens. Eine schöne kleine Hafenstadt, in der es viel zu entdecken gibt. Die Phönizier waren hier, die Griechen, Römer, Spanier, Sarazenen, Normannen - und alle haben Spuren hinterlassen. Sciacca ist noch nicht touristisch aufgehübscht und hochglanzpoliert worden, hat noch den morbiden Charme einer Stadt, die viel erlebt und nichts zu verstecken hat.

Wie so oft, muss man viele, viele Treppen steigen, ehe man ins alte Stadtzentrum gelangt. Unten das Meer, oben die Stadt. Die vielen Treppen sind fast alle mit schön bemalten Kacheln versehen, das erinnert sehr an Portugal und ist ein Erbe der Araber. Ein Dutzend Keramikmaler haben sich in der Stadt gehalten. 

Schöne Plätze zum Verweilen - und dahinter das Meer
Schöne Plätze zum Verweilen - und dahinter das Meer
Außerdem habe ich Natur und Kunst und Poesie. Und wenn das nicht genug ist - was kann ich mehr wollen?
Außerdem habe ich Natur und Kunst und Poesie. Und wenn das nicht genug ist - was kann ich mehr wollen?

Eine halbe Stunde von Sciacca entfernt in den Bergen voller Wein- und Olivenhaine liegt das kleine Sambuca di Sicilia. Eine Harfe im Wappen, hat sich das Örtchen der Poesie und den Künsten verschrieben. 

Auch hierher haben die Sarazenen die Kunst der Keramikmalerei gebracht. Im arabischen Viertel von Sambuca, in dem sogar die Straßenschilder arabisch sind, gibt es überall kleine Innenhöfe und Gärten, wunderschöne alte Haustüren und Kacheln. Sizilien war fast 250 Jahre unter muslimischer Herrschaft, in dieser Zeit blühten die Künste auf: die Poesie, die Malerei und Musik. Als die Normannen Ende des 11. Jahrhunderts die Insel eroberten, verloren die sizilianischen Muslime ihre Heimat, flohen zum Teil nach Andalusien, aber auch die Insel verlor etwas von ihrer künstlerischen Seele. 

Abend am Ufer von Triscina
Abend am Ufer von Triscina

Sizilien - Insel voller Widersprüche. Unfassbar schön und lebendig wie unfassbar vermüllt und dreckig. So viele Völker waren schon hier und haben ihre Spuren hinterlassen: Phönizier, Griechen, Römer, Araber, Normannen, Spanier. Und doch - oder deswegen? - spürt man als Fremder eine Distanz und Reserviertheit, die sich selten löst. Herzlichkeit erlebt man auch woanders als Tourist nicht täglich, aber auch eine freundliche Offenheit habe ich hier eher selten erlebt. Es war nie jemand unfreundlich, auch nicht unhöflich, aber oft zugeknöpft und wortkarg. Herzlich und offen war die Studentin aus Bologna, die mir zeigte, wie man Kakteenfeigen schält und die Kellnerin aus den Abruzzen, die mich nett unterhielt, bis die Siesta der Rezeption beendet war.

 

Bei alldem kommt natürlich die Sprache dazu, die ich nur unvollkommen beherrsche. Die Sizilianer untereinander sind überhaupt nicht wortkarg, im Gegenteil. Und im Familienverband entwickeln sie eine beachtliche Lautstärke, bei der nur derjenige durchkommt, der richtig laut wird. Aber wenn Fremde dazukommen, weicht der Blick aus, auch der Gruß wird nicht immer erwidert. Da ist keine Neugier zu spüren, als seien sie sich selbst genug. Was sagte mein Freund mit sizilianischen Wurzeln so böse? Sizilien ist wunderschön, nur die Sizilianer stören. Wie gemein!

Cefalù
Cefalù

Nachtrag: Sizilien ist und bleibt wunderschön, hier in und um Cefalù ganz besonders. Und die Sizilianer geben sich alle Mühe, meine dummen Bemerkungen über sie zurechtzurücken. Ich bin in den letzten Tagen tatsächlich mehrere Male sehr freundlich begrüßt worden, man hat mir zugeblinzelt und sogar gewunken, sensationell! 


Gestern erlebe ich beide Seiten unmittelbar im Kontrast: Ich suche in einem kleinen Ort mein Auto und finde es nicht. Ich bin schon ganz verzweifelt und denke: So weit ist es jetzt also schon gekommen, Kerl, du wirst echt alt! In meiner Verzweiflung renne ich in eine Farmacia und sage, dass ich Hilfe brauche und ob man Englisch verstehen würde? Der Apotheker verschränkt demonstrativ die Arme vor der Brust und schüttelt den Kopf. Ich frage sicherheitshalber noch einmal nach, sein Blick wird noch finsterer, diesmal gibt er sogar einen Laut von sich: No! Da kommt sein jüngerer Gehilfe aus dem Hinterzimmer, ich frage ihn. Aber der Chef antwortet für ihn: No! Ich bedanke mich mit Mille Grazie für die überbordende Hilfsbereitschaft und trete den geordneten Rückzug an.

 

Gegenüber hält gerade ein Panda, ein junger Mann steigt aus. Ich denke: Meine Chance, der kann bestimmt Englisch! Nein, so richtig nicht, aber er zückt sein Handy und wir verständigen uns mit dem Google Translator. Es dauert eine Weile, bis ich ihm verständlich gemacht habe, was ich will und was ich vom Autoparkplatz noch weiß. Erschreckend wenig. Er bleibt sehr geduldig, dann leuchtet sein Gesicht auf, er bittet mich, ins Auto zu steigen und kutschiert mich tatsächlich zu meinem Auto! Ich schwöre mir, nie mehr ein böses Wort über Sizilianer zu verlieren. Das überlasse ich meinem sizilianischen Freund ...

Es wird Herbst in Sizilien, stürmisches Wetter und hohe Wellen
Es wird Herbst in Sizilien, stürmisches Wetter und hohe Wellen

Auch das Hinterland von Cefalù ist wunderschön, der Parco della Madonie, ein gebirgiges Naturschutzgebiet mit traumhaften Ausblicken auf die Orte, die oben an den Bergen hängen oder von oben herunter in die Weite. Bei gutem Wetter kann man bis zum Ätna gucken.

Am Rand der Madonie gibt es ein kleines Bergdorf mit Burgruine und Blick auf das Meer weit unten: Pulina. Im verwinkelten Örtchen sind Tafeln aufgestellt über die Legende von der Normannenprinzessin Pulina und dem Sarazenenfürsten Ayub, die sich verliebten und hier oben vor den Brüdern Pulinas versteckten, die sie suchten und wieder nach Hause bringen sollten.

Sie war schlank, noch keine 18 Jahre alt. 
Eine schöne Frau mit zarten Brüsten wie Mandelblüten.
Und lachen konnte sie! Lesen auch und reiten!
Ihr Vater war Normannenfürst, der Sohn von Altavilla.
Blondes Haar hatte sie,in dem der Wind sich verfing.
Soldaten und Ritter waren erstaunt über ihre blauen Augen.

Der Morgen dämmert, der Hahn kräht schon und die Sonne steigt herauf über Messina.
Und sie wacht auf nach einer Liebesnacht.
Ich kann euch nicht erzählen, wie entzückend sie ist.
Pulina sagt: Ayub, weißt du, was ich denke?
Ich liebe dieses Land, zwei Jahrhunderte dein Land, jetzt unser Land,
das Walnüsse, Oliven und Kastanien hervorbringt.
Die Sonne brennt und dreht sich über den Feldern.
Man kann das Meer sehen und die Insel Lipari,
als ob man sie mit den Händen berühren kann.
Die Boote von Rais Gerbi fahren hinaus nach Tusa und Milliani, voll mit Thunfisch.

Letztes Bad in Sizilien
Letztes Bad in Sizilien
Stürmische Überfahrt
Stürmische Überfahrt

Der Herbst hält auch Einzug in Süditalien. Die Überfahrt nach Kalabrien ist stürmisch. Auf der Fähre ist, abgesehen vom dramatischen Himmel und den Wellen, mein Highlight ein Italiener, der aus der Herrentoilette kommt und dabei in der einen Hand das Handy hält, in das er ununterbrochen redet. Ein ganz wichtiges Gespräch. Wie er das genau auf der Toilette bewerkstelligt hat, möchte ich lieber nicht wissen. Aber jetzt kommt die Meisterleistung. Er möchte sich die Hände waschen, aber keineswegs sein Telefonat unterbrechen. Das sieht artistisch aus, wie er das Handy unters Kinn klemmt und tatsächlich Seifenspender und Wasserhahn bedient, ohne dass ihm das teure Samsung ins Waschbecken fällt. Alles Übungssache.

Kalabrien verwöhnt mich am Abend mit wunderbar einfacher und leckerer Küche. Davor habe ich meinen Zeltplatz in den Bergen verwaist vorgefunden und will schon weiterfahren, um woanders zu suchen. Aber dann probiere ich die angezeigte Handynummer und siehe da, Donna Bianca sagt, ich solle warten, sie sei in 10 Minuten da. Sie spricht kein Wort Englisch, das ist aber kein Problem, wir können uns trotzdem gut verständigen, zur Not mit Händen und Füßen. Sie zeigt mir den Sicherungskasten, damit ich am Abend das Flutlicht einschalten kann und das kleine Waschhaus, das aus einem Badezimmer besteht mit Toilette, Waschbecken, warmer Dusche. Da es unaufhörlich wie aus Eimern schüttet, genieße ich erst einmal eine warme Dusche und ziehe mich danach warm an. Sie hat auf meine nackten Füße in den Sandalen gezeigt und ich habe ihr erzählt, dass ich geradewegs aus Sicilia komme. Da lacht sie, so warm wie in Sicilia würde es hier leider nicht mehr.

 

In der Tat gehen die Temperaturen nachts zum ersten Mal unter 10 Grad und ich kuschel mich ganz tief in meinen Schlafsack. Nachts muss ich mal raus und schaue auf dem Rückweg nach meinen Lebensmittelkisten, die ich unter dem Dach des kleinen Waschhauses gestapelt habe. Da schauen mich vier Augen in der Dunkelheit an und zwei Hunde kommen zutraulich aus ihrem Schlafplatz bei den Kisten und wollen gestreichelt werden. Ich bedanke mich für ihre Wache und schlafe beruhigt wieder ein.

Frühstück in den Abruzzen
Frühstück in den Abruzzen

Und nochmal die Abruzzen, diesmal im Gran Sasso Nationalpark, ein herrlich ruhiger und schöner Platz mit Oliven- und Nussbäumen. Die Aussicht ist überwältigend: Im Hintergrund die Schneeberge. Montepulciano und selbstgemachtes Öl vom Fass zum Abfüllen. Nur abends wird es sehr schattig und man verkriecht sich schnell im Auto. Da spiele ich dann Desafinado am Roccafinado.

Fahrt zu den Zweitausendern
Fahrt zu den Zweitausendern
Überraschende Farbtupfer auf dem Weg zur Burg
Überraschende Farbtupfer auf dem Weg zur Burg

Sieht aus wie Disney, ist aber echt: Die Burgruine von Rocca Calascio kann nur zu Fuß erstiegen werden (erstaunlich, und das im Autoland Italien!) und sonntags ist ordentlich was los. Hier wurde unter anderem Der Name der Rose verfilmt. Die Ausblicke auf die mächtigen Berge des Gran Sasso mit dem südlichsten Gletscher Italiens sind zu schön - wenn nicht die Wolken davor hängen. Aber auch das gibt dramatische Effekte. Überhaupt gibt es hier viel Abwechslung: Leuchtend bunte Buchenwälder bis in die Höhen, eine völlig verlassen wirkende Hochebene wie in Schottland, mächtige Eiszeitbuckel und viele Steine. Gran Sasso heißt Großer Stein.

Rocca Calascio
Rocca Calascio
Umberto II
Umberto II

Ich bin zusammen mit meinem großen Bruder der einzige aus der 6-köpfigen Geschwisterschar, der noch nie einen Hund hatte. Und auf diesem Urlaub laufen mir die Hunde nur so hinterher! Was mache ich falsch? Sollte ich besser nicht mit ihnen sprechen, wenn ich beim Spazierengehen an ihnen vorbeilaufe? Bei meinem Weg durch die Berge gestern kam dieser kleine, drollige Kerl zu mir, wollte gekrault werden und wich mir nicht mehr von der Seite. Er gehörte offensichtlich zu einem Hof, hielt aber wacker 3 oder 4 Kilometer durch, lief mir voran, blieb an Kreuzungen stehen und guckte mich fragend an. Ich nannte ihn Umberto den Zweiten, nach dem italienischen Ex-König. Umberto wollte nicht verstehen, dass ich ihm alle paar Minuten die Richtung wies, in die er jetzt doch bitte wieder zurücklaufen solle, damit sich sein Frauchen keine Sorgen macht. Schließlich kamen wir an einem großen Hund vorbei, der auch zu einem Hof gehörte. Ich nutzte die Annäherungsphase der beiden, um mich schnell aus dem Staub zu machen. Ich hoffe, sein Orientierungssinn war in Ordnung und er hat seinen Hof wiedergefunden.

Monte Camicia, 2580 Meter, in seiner ganzen Schönheit von unten
Monte Camicia, 2580 Meter, in seiner ganzen Schönheit von unten

Da muss ich rauf! In den Schnee! Ich fahre die Passstraße mit ihren endlosen Kehren hoch, gelange auf die "Prärie" oder "Klein Tibet" genannte Hochebene mit ihren Schafen und Pferden und beginne bei schönstem Wetter den Aufstieg. Es fängt ganz harmlos an, wird dann aber schnell etwas steiler, so dass ich öfter mal eine Pause zum Verschnaufen einlegen muss. Kaum ein Mensch ist unterwegs, nur oben auf dem Grat zum Gipfel sehe ich Leute. Nach einer Weile ist der Gipfel schon näher gerückt ...

Mit vielen kleinen Pausen geht es voran über Geröll, Felsen und Bergwiese. Immer schön vorsichtig, getreu dem alten Bergführerspruch: "Achte auf jeden Schritt, es könnte dein letzter sein!" Oder, wie der Berliner zu sagen pflegt: "Pass uff beit Jehen oder Loofen, sonst kannste morjen keene Schrippen koofen!" Und dann endlich kommt der Schnee, rechts, links, mitten auf dem Weg! Schön, aber auch rutschig, bei 30 Prozent Steigung ist Schnee nur ein optischer Gewinn, vor allem, wenn er schon schmilzt und den Boden aufweicht. Wegen meiner übertriebenen Vorsicht (siehe oben) lasse ich nach knapp 600 Höhenmetern die noch fehlenden 300 fahren und sage mir: Du bist allein unterwegs und hast keine Stöcke dabei! Gib dich zufrieden! So genieße ich den wunderbaren Ausblick auf den Gipfel, auf die Bergketten ringsum und trete den geordneten Rückzug an.

Monte Calicio mit Schnee
Monte Calicio mit Schnee

Zur Belohnung schickt mir der Herrgott eine große abruzzanische Gemsenherde vorbei, die oberhalb von meinem Weg darauf lauert, dass sie den Weg passieren kann. Als ich heil unten gelandet bin, komme ich an einer riesigen Schafherde vorbei und an so etwas wie einer Ranch. Ich gucke rein, ob ich dort etwas gegen meinen Durst bekommen kann und sehe, dass es viele Produkte aus Lammfleisch gibt. Ich kauf zwei Lammswürste, wundere mich, warum die Farmerfrau mir da zwei Spieße reinpiekst. Als ich wieder rauskomme, sehe ich, dass der Mann schon den Grill befeuert hat und die Würste direkt drauflegt. Das ist ja mal ein Service! Während ich den Durst lösche, hat er im Handumdrehen die sehr leckeren Würste gebraten und ich genieße um vier Uhr bereits mein Abendessen!

Alles über die Appenninen-Gemse. Für die, die Landessprache beherrschen.
Alles über die Appenninen-Gemse. Für die, die Landessprache beherrschen.

Meine Reise neigt sich langsam ihrem Ende zu. Täglich trüben neue Horrormeldungen über drastisch steigende Infektionszahlen die Urlaubsstimmung. Leider hat es jetzt auch weite Teile Italiens erwischt. Dabei hat sich das Land lange tapfer geschlagen. Ich kann nur voller Respekt und Bewunderung berichten, dass ich die Italiener als sehr diszipliniert und vorsichtig erlebt habe. Ich hoffe, dass das von allen befürchtete zweite Desaster hier ausbleibt.

 

Und noch eine Lobeshymne auf Italia. Das öffentliche Leben und die Infrastruktur funktioniert, anders als in Frankreich und Deutschland, auch auf dem Land. Auch in kleinen Orten gibt es überall noch kleine Läden (wie den obligatorischen Tabakladen, in dem man oft auch einen Kaffee, Kleinigkeiten zu essen, Wein und andere Getränke,Briefmarken, Schreibwaren und vieles mehr bekommen kann). Den bei uns ausgestorbenen Tante-Emma-Laden findet man hier noch fast überall, oft auch noch eine Fleischerei, natürlich eine Bäckerei und ein Café oder eine Kneipe, in der es auch was zu essen gibt. Das ist altmodisch und für BWL-Professoren unvorstellbar, aber nichtsdestotrotz wundervoll. Wie ein Märchen aus alten Tagen. Ich hoffe, dass sich dieses altmodische Italien noch lange hält.

Blick auf die Adria vom Gabicce Monte
Blick auf die Adria vom Gabicce Monte
Typisch italienische Familie. Der Mann ist unterwegs...
Typisch italienische Familie. Der Mann ist unterwegs...

Am Regensamstag im schönen Urbino, malerisch auf einem Berg gelegen wie so viele Städtchen, UNESCO Weltkulturerbe, Geburtsort von Raffael. Sonderausstellung zum 500.Todesjahr mit vielen schönen Bildern. Das ganze Städtchen ist ein Kunstwerk aus der Vergangenheit. Als Original hängt in der schönen Kunstsammlung im Palazzo von Urbino die "Stumme" ...

Man weiß nicht, wer sie war und ob sie wirklich stumm war. Aber glücklich guckt sie nicht. Kein Wunder, bei der augenblicklichen Entwicklung ...
Man weiß nicht, wer sie war und ob sie wirklich stumm war. Aber glücklich guckt sie nicht. Kein Wunder, bei der augenblicklichen Entwicklung ...
Comacchio - ein farbenprächtiges Klein-Venedig am Po-Delta
Comacchio - ein farbenprächtiges Klein-Venedig am Po-Delta
Die schiefen Türme von Bologna
Die schiefen Türme von Bologna

Nach einem Abstecher nach Comacchio geht es ins rote Bologna. 90 000 der 390 000 Einwohner sind Studenten und entsprechend lebendig geht es hier zu. Die älteste Uni der westlichen Welt und vor allem die wunderschöne Altstadt scheinen nichts an Attraktivität verloren zu haben. Bolognas eindrucksvolle Arkaden sollen eine Gesamtlänge von 40 Kilometer haben. Es macht Spaß, dort zu flanieren und die vielen kleinen Läden, Cafés und Buchläden anzuschauen. Und es gibt unfassbar viel zu gucken - und zu essen, wenn man will. Die Bologneser müssten eigentlich aus allen Nähten platzen. Tun sie aber glücklicherweise nicht, aber wahrscheinlich Gäste, die sich hier länger aufhalten ... Bologna, mit den drei Beinamen die "Rote", die "Gelehrte" und die "Fette" ist ein ganz heißer Tipp - eine wunderbare Stadt!

Die Auswahl ist riesig. Wer klug ist, guckt nur von außen.
Die Auswahl ist riesig. Wer klug ist, guckt nur von außen.
Überall kann man gucken oder sich setzen und probieren.
Überall kann man gucken oder sich setzen und probieren.
Eine schöne Kombination: In dieser Buchhandlung bekommt man guten Wein, Kaffee und leckere Häppchen.
Eine schöne Kombination: In dieser Buchhandlung bekommt man guten Wein, Kaffee und leckere Häppchen.
Über die verschneiten Alpen zurück in den deutschen Lockdown
Über die verschneiten Alpen zurück in den deutschen Lockdown
Auch schön: Der deutsche Herbst
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